Berufswahl: 7 Mythen und 3 Tipps. Teil 1: Die Berufswahl bestimmt das Gehalt

Abiturienten und ihre Eltern quälen sich mit der Berufsentscheidung ab: Was könnte ich machen, was soll mein Kind studieren? In dieser Serie untersuche ich als erstes den Mythos, demzufolge die Berufswahl das Einkommen bestimmt. Heute ist das Streben nach einem guten Gehalt legitim. Als Abiturient haben Sie etwas von den verschiedenen Berufen und Gehältern gehört. Als Eltern wollen Sie Ihre Kinder gut versorgt wissen. Doch was bedeutet das heute?

Gutverdiener und arme Leute

Wer verdient also gut? Zahnärzte fallen einem ein. Und Berufe, bei denen man garantiert wenig verdient. Metzger, Verkäufer, Grundschullehrer – das kommt für viele gar nicht in Frage.

Andererseits, liebe Leser/-innen: Anton Schlecker hat eine Metzgerlehre gemacht. Genauso wie Stefan Raab. Der frühere Bundeskanzler Gerhard Schröder ist gelernter Einzelhandelskaufmann. Und der legendäre Wetten-dass-Moderator Thomas Gottschalk ist Grundschullehrer.

Alle genannten prominenten Beispiele zeigen, dass man es mit vielen Ausgangsberufen zu etwas bringen kann. Die Beispiele widerlegen also die Verknüpfung von Beruf und Einkommen. Bei genauerem Hinsehen zeigen sie aber auch, dass es nicht einfach nur Glück ist, wenn einer einen außergewöhnlichen Status erringt. So hat Stefan Raab bereits vor der Lehre sein Abitur abgelegt. Die Berufsausbildung zum Metzger hat er als Bezirksbester abgeschlossen, was seine Leistungsbereitschaft unterstreicht. Gerhard Schröders Weg führte ihn über den zweiten Bildungsweg zum Studienabschluss.

Allesamt haben sie einen unbändigen Ehrgeiz bewiesen. Vielleicht sind Ihnen die Beispiele zu exotisch? Außergewöhnliche Persönlichkeiten und Glücksfälle? Betrachten wir also eher alltägliche Fälle. Insgesamt bietet der eigene Bekanntenkreis ein realistischeres Bild, als die Welt der TV-Promis.

Was macht der Nachbar?

Versuchen wir es also im persönlichen Bekanntenkreis. Ein Nachbar, der ist beim Daimler. Nach allem, was man sieht, ein Gutverdiener. Was macht der beim Daimler genau und was hat er studiert? Hat der überhaupt studiert? Und dann die gutverdienende Nachbarin. Die ist Informatikerin. Aber wo arbeitet sie überhaupt? Und was macht sie da genau? Und dann die nette Verkäuferin im Blumenladen um die Ecke, immerhin Diplom-Grafikerin und als solche zudem selbständig, sie könnte wohl auch mehr Einkommen gebrauchen, wenn sie noch im Blumenladen jobben muss.

Lösen wir diese Beispiele auf und klären nebenher ein paar Grundgesetze des Geldverdienens. Zum Beispiel eins: Daimler ist ein Konzern und im Metalltarif zu Hause. Wer hier Fuß fasst, steigt auf einem sehr ordentlichen Niveau ein. Alle Jahre kämpft die Gewerkschaft für die nächste Gehaltserhöhung. Praktisch! Talentierte Leute bringen es leicht zu etwas, denn es gibt in einem Großunternehmen immer freie Jobs,- wenn man erst mal “drin” ist. Und eine systematische Personalentwicklung erleichtert das Leben. Talente werden gesichtet und gefördert.

Vorgesetzte verdienen mehr Gehalt

Natürlich kann man sich eine Liste mit Berufen und Durchschnittsgehältern ansehen. Das ist durchaus erhellend. Was allerdings die Menschen zehn Jahre nach ihrer Berufsausbildung  machen, steht dort nicht. Sind sie inzwischen Chef-(Techniker, Arzt …) oder immer noch Assistent / Sachbearbeiter? Das entscheidet über Spitzengehalt oder Mittelmaß.

Vorgesetzte verdienen immer mehr, als ihre Angestellten. Im Durchschnitt mindestens ein Viertel. Das bedeutet: Wer mehrfach befördert wird, verdient gut. Egal, was der Ursprungslohn und -beruf war. So auch unser Daimler-Mann.

Bei ihm kommen Leitungsjob und Konzern-Arbeitgeber zusammen. Zudem das Studium (“irgendwas” s.u.). So ist ein Gehalt gesichert, das für einen guten Lebensstandard reicht. Wer ein Studim absolviert hat und es dank Persönlichkeit, Ehrgeiz und Glück zum Abteilungsleiter eines Konzerns gebracht hat, bewegt sich im Gehaltsniveau mit den Zahnärzten auf Augenhöhe. Und je weiter der Daimler-Mann befördert wird, desto deutlicher lässt er den Zahnarzt hinter sich.

Ob der Daimler-Mann nun ursprünglich Maschinenbau,  Germanistik, Pädagogik oder Wirtschaftspsychologie studiert hat: Egal! Wer sich die Ausbildungen ansieht, die Mitarbeiter bei Daimler, Bosch, Audi oder VW haben, weiß allerdings, dass es dort viele Ingenieure gibt – und sehr viel weniger Geisteswissenschaftler. Auch wenn die Historiker und Künstler über Umwege in die Personalabteilung oder ins Marketing gelangen können: Hauptsächlich wird Technik entwickelt und verkauft.

Vor den Gehaltserfolg hat der Herr in jedem Fall die Mühe gestellt. Ohne sehr guten Studienabschluss, geeignete Praktika und passende Persönlichkeit wird einem bereits der Eintritt in den Konzern verwehrt.

Ingenieure oder Informatiker haben es sehr viel leichter als Geisteswissenschaftler. Sind sie erst mal dort, gilt: Die Hierarchieebene bestimmt insgesamt das Gehalt in der Spitze sehr viel stärker, als der Ausgangsberuf. Insofern geben Gehaltslisten einen verzerrten Einblick, gelten aber immerhin für den Durchschnitt. Heißt: Wer es als Ingenieur nicht zum Chef bringt, verdient immer noch besser, als ein Grundschullehrer. Für den Rektor der Grundschule muss das nicht gelten! Und die Grafikerin sollte möglichst Autos designen, wenn sie aufs Gehalt schaut – und die Kinderbuchillustration den Berufskollegen überlassen. Die Informatikerin kann als Spezialistin für ein gefragtes Gebiet (z.B. Datensicherheit) jeden normalen Ingenieur beim Großunternehmen ausstechen. Jede Informatikerin macht das aber natürlich nicht.

Fazit: Beruf und Gehalt sind nicht fest verknüpft

Beruf und Gehalt sind nur lose verknüpft. Fürs spätere Gehalt ist weniger der Ausgangsberuf entscheidend, als die weitere berufliche Entwicklung.

Die Mythen:

1) Die Berufswahl bestimmt das Gehalt
2) Bei der Berufswahl kann man sich Zeit lassen
3) Ohne Zeitverlust durchstarten ist am besten
4) Die Eltern sind gute Ratgeber
5) Eine geniale Geschäftsidee und der Rest ist egal
6) Erstmal Nicht-Entscheiden ist cool
7) Geld brauche ich wenig

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