Persönlichkeit: Big Five oder Persönlichkeitsentwicklung?

Persönlichkeitstests gibt es viele – den renommierten Big Five nur einmal. So sinnvoll er ist, hat er doch entscheidende Nachteile. Insbesondere dann, wenn es um Persönlichkeitsentwicklung gehen soll.

Was der Big Five ist

Es gibt vielleicht keinen Test der Persönlichkeit, der so aufwendig entwickelt wurde, so oft zur Anwendung kam und so gut erforscht ist. Die Persönlichkeit wird in fünf Dimensionen beschrieben.

  • Sind Sie eher offen für Neues oder nicht?
  • Wie hoch ist Ihr energetisches Level im Austausch mit anderen Menschen? Vertragen und brauchen Sie eher viel oder eher wenig?
  • Handeln Sie genau, gewissenhaft, setzen sich Ziele, die Sie beharrlich verfolgen? Oder gehen Sie eher spontan zu Werke?
  • Vertrauen Sie anderen und sind kooperativ eingestellt? Oder eher durchsetzungsstark?
  • Sind Sie emotional stabil? Oder neigen Sie eher zu Depressivität, Ängstlichkeit, Verletzbarkeit, Impulsivität?

Der Kurztest misst nur jeweils einen Wert pro Dimension. Sie erhalten also insgesamt fünf Werte. Die deutlich umfangreichere Langform bildet zusätzlich – sehr interessante – Unterdimensionen ab.

Während die Ergebnisse im Kinder- und Jugendalter noch wild schwanken können, stabilisiert sich die Persönlichkeit in den Big Five mit den Jahren. Ab dreisig verändert sich in den nächsten Jahrzehnten in der Regel nur noch wenig. Erst im Alter kommt wieder Bewegung in das Persönlichkeitsbild (Tendenzen dann: Weniger Offenheit, dafür höhere Gewissenhaftigkeit und Verträglichkeit).

Was der Big Five kann

Aufgrund dieser Stabilität bei Erwachsenen ist es schlau, die künftige Karriere auf der eigenen Persönlichkeit aufzubauen. Wenn Sie sich stattdessen einfach einen attraktiven Job suchen, ohne dass Ihre Persönlichkeit dazu passt, wird es schwierig. Beispielsweise ist es für Vertriebler günstig, wenn sie gerne Kontakt zu anderen Menschen haben. Wenn jemand aber in den Außendienst will, weil es dort gutes Geld zu verdienen gibt, aber sich persönlich am liebsten einigelt, wird es nichts mit der Karriere.

In den Händen von Fachleuten sind zahlreiche weitere Aussagen möglich, wenn man die Testergebnisse mit der bisherigen Karriere und anderen Daten zusammenbringt. Mitunter können häufig auftretende Konflikte mit der Persönlichkeitsausprägung erklärt werden. Daraus lässt sich auch eine Empfehlung ableiten. Ein Beispiel: Wenn Sie Teamleiter sind und emotional äußerst stabil, werden Sie vermutlich Probleme haben, wenn einige Ihrer MitarbeiterInnen eher zur Instabilität neigen. Sie denken vielleicht “die sollen sich halt am Riemen reißen!”-  und fertig. Angesichts Ihrer extremen psychischen Stabilität im Big-Five-Profil werden Sie die Lage angemessener beurteilen. Wenn Sie beispielsweise wissen, dass 97% der Bevölkerung emotional labiler sind als Sie, werden Sie sich für die Teamleitung praktikable Vorsätze ableiten können und erfolgreicher sein.

Aufgrund dieser umfangreichen Deutungsmöglichkeiten arbeite ich sehr häufig mit der Kurzform des Big Five. Sie stellt eine wichtige Komponente – unter mehreren – in der Karriereberatung dar.

Was der Big Five nicht kann

Der Test misst weniger, was in Ihnen vorgeht, als Ihr äußerlich sichtbares Verhalten. Dass jemand beispielsweise zart besaitet ist, fällt auch äußerlich schnell auf. Wenn ein Chef hart und durchsetzungsfähig agiert, sieht man leicht. Für die Genauigkeit benötigt man die Testwerte. Aber grundsätzlich hängt der Wert stark mit dem offen sichtbarem Verhalten zusammen.

Was der Big Five (eher) nicht kann:

  • Zeigen, wie Sie sich selbst und die Umgebung im Kopf abbilden
  • Persönlichkeitsentwicklung ermöglichen

Ersteres, wie gesagt, funktioniert nur sehr bedingt in diesem Test. Zu zweiterem: Zur Persönlichkeitsentwicklung kann man zwar die ausführliche Testform nutzen. Für Unterdimensionen lassen sich z.B. Aufgaben kreieren, die man sich wöchentlich vornimmt. Dennoch: Insgesamt sind die Optionen recht beschränkt, die eigene persönliche Entwicklung mit dem Big Five anzugehen. Diese Einschätzung wird Ihnen vor allem dann einleuchten, wenn ich Ihnen nun die Alternative beschreibe.

Ich-Entwicklung

Das Modell der Ich-Entwicklung stellt im Hinblick auf die Persönlichkeitsentwicklung das Gegenteil der gängigen Typentests (wie eben Big Five) dar. Hier steht sie im Zentrum. Ein – sehr aufwendiges – Scoring bildet ab, wie Sie sich selbst und die Welt in Ihrem Kopf organisieren. Es handelt sich um sehr tiefgreifende Muster in Ihrem Gehirn. In diese Muster werden alle Eindrücke, Erlebnisse, Bewertungen, Gefühle etc. einsortiert.

Ihr Muster entscheidet darüber,

  • auf was Sie achten
  • wie Sie Ihre Beziehungen leben
  • welchen Charakter Sie haben
  • welchen kongnitiven Stil Sie nutzen

Das Modell der Ich-Entwicklung – in 50 Jahren Forschung hervorragend wissenschaftlich belegt – ist ein Persönlichkeits- und Entwicklungsmodell zugleich. Dementsprechend gibt es zunächst einen statistischen Zusammenhang zwischen der persönlichen Reife und dem Lebensalter. Man reift mit dem Älterwerden. Doch das Verblüffende ist: Ab etwa Anfang bis Mitte Zwanzig verschwindet der Zusammenhang nahezu vollständig!

Während die Persönlichkeit in den Big Five sich mit dem Alter immer mehr verfestigt,  ist hier das Gegenteil der Fall! Umso erstaunlicher ist dies, wenn man bedenkt, dass die Entwicklung nur vorwärts gehen kann. Das heißt: Bei fortschreitender Persönlichkeitsentwicklung wird man zwangsläufig älter!

Um dies zu verstehen, muss ich Ihnen noch einige weitere Informationen geben. Generell gilt: Ihr Muster bildet die Welt zwar unzureichend ab. Sie stoßen sich sozusagen immer wieder den Kopf an der Realität, die anders ist, als Ihr Muster es vorsieht. Insofern ermöglicht es kein Muster, die Realität zutreffend abzubilden. Aber zugleich gilt: Jedes der klassischen Muster stellt eine komplette Abbildung der Welt dar. Es fehlt nichts. Sie können alles, was geschieht, erklären und in Ihr Muster einpassen. Gut, je früher und unreifer Ihr Muster ist, desto eher wird die Realität schier mit Gewalt dort hineingepresst.  Aber das ist nur die Beurteilung von außen. Für denjenigen selbst, der mit einem frühen Muster im Kopf unterwegs ist, fühlt es sich durchaus stimmig an. Er oder sie würde sich absolut in Ordnung, im vollen Besitz aller Sinne und mit einer absolut zutreffenden Sicht der Dinge ausgestattet fühlen.

Was entscheidet nun, ob Sie sich weiter entwickeln? Sie selbst! Diese Aussage gilt so radikal, dass selbst Kurse in Selbstentwicklung nachweisbar nur von beschränktem Nutzen sind.

Im Coaching arbeite ich mit dem Modell und bemühe mich – nach erfolgtem Scoring – meine entwicklungsinteressierten Kundinnen und Kunden immer wieder an den nächsten Schritt heran zu führen. Allein: Ob jemand eine andere Erklärung annimmt und das gewohnte Raster erweitert oder nicht, das entscheidet der Mensch selbst. Niemand sonst.

Dies erklärt übrigens auch, warum man bei pubertierenden Jugendlichen als gutmeinende Eltern weder mit Zwang noch mit gutem Zureden viel erreicht. Erst mit der Zeit und wenn die Jugendlichen selbst sich dafür entscheiden, nehmen sie ein reiferes, erwachseneres Muster an. Übrigens geschieht dies Stück für Stück und nicht in einem Rutsch. Das kann Monate dauern!

Warum lohnt sich Ich-Entwicklung?

Der Zugewinn an persönlichem Format lohnt sich grundsätzlich in jeder Lebenslage:

  • Das zutreffendere Bild der Welt erhöht – nachweislich – die Management-Leistung.
  • Die psychische Gesundheit nimmt nachweisbar zu.
  • Sie brauchen sich immer weniger über Missgeschicke aufregen, was sich wohltuend auf Ihr Selbstgefühl und Ihre Beziehungen auswirkt.
  • Sie können sich selbst und die Welt generell besser verstehen und wirkmächtiger agieren.

Einfach ist es nicht, sich weiter zu entwickeln. Aber es ist aufregend! Sollten Sie es schaffen, eine ganze Stufe weiter zu kommen, werden Sie die Welt mit völlig anderen Augen sehen. Da wir immer auf Interpretationen angewiesen sind, kann man wirklich sagen: Es ist eine andere Welt, in der Sie dann leben werden. Doch nicht erst die Ankunft in der neuen Welt ermöglicht neue Einsichten. Ganz im Gegenteil ist der Weg dorthin gespickt mit immer wieder neuen Erkenntnissen und Aha-Erlebnissen. Das ist ähnlich, wie wenn Sie einen Berg erklimmen. Ohne Verändereungswunsch bzw. -offenheit und ohne eine gewisse Anstrengung passiert gar nichts. Aber jede Stufe bringt Sie höher. Immer wieder gibt es sensationelle Ausblicke zu bewundern. Und am Ende konnten Sie einen beträchtlichen Höhenunterschied bewältigen und blicken anders auf die Welt.

Nicht verschwiegen werden darf: Alles, was wirkt, hat auch Nebenwirkungen. Das gilt auch für die Ich-Entwicklung. Wer es also am liebsten schön ruhig und beschaulich hat, und keine Probleme hat oder ehrgeizige Ziele, dem muss ich abraten. Allerdings – das ist nur einer der Nachteile, die “Couchpotatoes” haben: Die Lebenszeit verkürzt sich! (das mag sich verrückt anhören – ich erkläre dies hier).

Falls Sie Ihre Persönlichkeitsentwicklung systematisch angehen wollen: Sehr, sehr gerne. Denn ich finde es fast so aufregend, mit meinen KundInnen an Ihrer Entwicklung zu arbeiten, wie selbst meine Erfahrungen zu machen. Nutzen Sie gerne das Kontaktformular. Oder lesen Sie im ersten Schritt hier (kurzweilige weitere Informationen) oder hier (Interview mit dem deutschen Experten Dr. Binder) oder hier (systematische Stufenbeschreibung) mehr dazu. Ich freue mich darauf, von Ihnen zu hören!

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