Während einer Coaching-Pause am Wochenende erreichte mich ein offenbar dringender Anruf: Ob ich auch Bewerbungsunterlagen optimiere? Ja sicher mache ich das. Aber erst nach einer zweistündigen Karriereberatung. Warum nicht einfach so?
Bewerbungsunterlagen tunen: Ein gutes Geschäft?
Dem Kunden mit dem dringenden Anliegen, sowohl den Lebenslauf zu überarbeiten, als auch die Grundversion eines Anschreibens auf professionelle Beine zu stellen, empfahl ich meine Internetseite. Dort sind entsprechende Paketangebote zu finden, das kleinste umfasst zwei Stunden Karriereberatung. Die Überarbeitung von Unterlagen für, sagen wir mal fünfzig Euro, ist nicht dabei. Von dem Kunden hörte ich nichts mehr. Ähnlich geht es mir meistens, wenn Interessenten mit dem Anliegen an mich heran treten, die Bewerbungsunterlagen zu überarbeiten.
Eigentlich sollte das keine gute Nachricht für mich sein: Abspringende Kunden! Verlorene Umsätze! Was läuft da nur schief? Verpasse ich hier ein wichtiges Geschäft? Zumal neue Bewerbungsunterlagen oft genug einen neuen Job bringen!
Unterlagen ohne Plan
Das Aufhübschen von Unterlagen ist effektiv, denn es sorgt wirklich für große Vorteile beim Bewerben. Außerdem ist eine solche Überarbeitung keine triviale Dienstleistung. Schließlich muss man die aktuellen Bewerbungsstandards kennen und mit Word gut umgehen können. Also wäre es doch naheliegend für mich, als menschlich engagierter Helfer ebenso wie als Geschäftsmann, diesem Kundenwunsch zu entsprechen?
Nur, ein wesentliches Problem gibt es aus meiner Sicht dabei: Was bringen schöne, wirkungsvolle Unterlagen, wenn nicht klar ist, ob der Job passt? Ja, man hat einen Job, im Unterschied dazu, keinen zu haben. Fürwahr, ein entscheidender, wichtiger Punkt mit Folgen. Ein Punkt, der auch trennt zwischen Lebensstandard halten oder umbauen. Zwischen geplantem Urlaub machen oder Absage des Urlaubs. Zwischen der notwendigen Anschaffung eines Privat-PKWs, wo zuvor der Geschäftswagen vor der Tür parkte.
Aber wenn der Job der falsche ist? Wozu führt das? Zu Unglück, jeden Tag, an dem man sich zur Arbeit schleppt. Oder zur Trennung vom Arbeitgeber nach wenigen Wochen, was den Lebenslauf verhunzt – auch für wirklich interessante Arbeitgeber, selbst wenn auch dann die Bewerbung optisch richtig gut daher kommt.
Karriereberatung aus Überzeugung
Deshalb rechne ich nicht nur damit, dass Interessenten für eine reine Bewerbungsberatung abspringen. (Schließlich rechnen sie vielleicht mit fünfzig Euro Kosten, nicht mit dem Fünffachen.) Ich bin auch froh darum, dass das so klaglos funktioniert. Und ich bin froh um Kunden, die den Jobwechsel so herum angehen, wie ich es richtig finde: Zunächst die Bestandsaufnahme der Stärken, Schwächen, Werte, Ziele. Dann das Aufstellen eines Karriereplans. Und daraufhin die Recherche nach dazu passenden Jobs inklussive der Überarbeitung der Bewerbungsunterlagen – individuell passend zur Person und ihren Plänen.
Denn der richtige nächste Job muss das Ziel sein, nicht, sich für alle und jeden attraktiv zu schminken. Bauen Sie Ihre Karriere nicht auf zeitgemäße Bewerbungsunterlagen auf, sondern auf Ihrer Persönlichkeit und Ihren Zielen. Denn dann wird Sie die nächste Aufgabe wirklich weiter bringen. Sie werden zufrieden sein und dadurch erfolgreich.
Dazu passt:
Wollen Sie der begehrteste Bewerber Deutschlands sein?
Sein oder schreiben können: Darf man Bewerbungsschreiben pimpen lassen?
Die perfekte Bewerbung: Ideal oder Sackgasse?