Karriere: Gute Arbeit muss das Ziel sein

Diese Woche ist es wieder passiert: “Heute bekommt jeder Arbeit, der zwei Beine hat” – sagte ein Historiker im Radio. Er wollte den Vergleich heutiger Zeit mit der Weimarer Rebublik zurück zu weisen. Der Kontext: Populismus sei bisher immer dann aufgekommen, wenn die Wirtschaft darnieder lag. Kein Mensch könne erklären, warum Populismus heute so erfolgreich sei, wo doch die Wirtschaft blühe. Der Geschichtswissenschaftler mochte Recht haben, den Vergleich mit Weimar zurückzuweisen. Aber in dem zitierten Satz schwingt eine Geringschätzung für alle mit, die sich eine gute Arbeit wünschen. Das ist ein Problem – in vielerlei Hinsicht!

Irgendeinen Job haben die meisten

Zugegeben: Die meisten, die eine Arbeit brauchen, haben eine. Sie bietet ihnen ein gewisses Einkommen. Aber das heißt nicht, dass jede den Job hat, den sie mag und jeder morgens seinen Traumarbeitsplatz begrüßen darf. Die Hälfte der neu ausgeschriebenen Jobs sind befristet. Eine Million Arbeitsstellen läuft über Leiharbeit.  Vom Mindestlohn kann man nicht adäquat leben. Viele würden ihren Teilzeit-Job gerne ausbauen, was nicht gelingt. Andere würden gerne weniger arbeiten, um über die Runden zu kommen und sich trotzdem nicht kaputt zu schuften. Dazu kommen viele Stellen, in denen vieles nicht stimmt – vom Umgangston der Chefs über die Lästereien der KollegInnen bis zu unverschämten KundInnen, denen man mit Zuvorkommen begegnen soll.

Irgendeine Arbeit mag es geben, ja. Aber eine erfüllende, sinnhafte Tätigkeit, die in einer respektvollen Umgebung ausgeübt wird, die fair vergütet und sicher ist, wo gibt es die? Viel zu selten auf jeden Fall.

Die Lebensperspektive

Das Leben ist zeitlich limitiert, jeder Moment ist einzigartig, unsere Sekunden verfließen. Wieso sollten wir uns mit irgendeinem Job zufrieden geben? Wer sein Glück in der Freizeit sucht und sich sagt, dass man sich halt zur Arbeit schleppen müsse, um sich sein schönes Leben in der übrigen Zeit zu finanzieren, hat eine Lösung für sich gefunden. Dauerhaft tragbar ist sie allerdings nicht. Die Erduldung von Stress funktioniert einige Zeit. Aber wenn man sich 160 Stunden im Monat mit einer ungeliebten Situation herum ärgert, leiden Körper und Psyche.

Da braucht es einen Wechsel. Wie Studien zeigen, steigt die Lebenszufriedenheit schon dadurch, dass man den Mut für eine Veränderung aufgebracht hat. Schließlich hat man das Heft des Handelns wieder selbst in den Griff genommen. Jede/r Einzelne kann also etwas für sich tun.

Gute Arbeit muss das Ziel sein

Jammern sollten die Unzufriedenen nicht unbedingt, denn das Jammern bringt nichts. Aber handeln! Jeder Mensch hat einen Anspruch auf eine möglichst gute Arbeit. Und jeder Mensch sollte es sich selbst Wert sein, für einen solchen Job zu kämpfen.

Aus gesellschaftspolitischer Perspektive könnte man fragen: Was bringt mir ein guter Job, wenn das gesellschaftliche Klima immer schlechter wird? Der jüngste Populismusbarometer bietet darauf eine klare Antwort. Wenn die Politik soziale Angebote macht, geht die Populismus-Neigung zurück. Der Umgangston untereinander wird wieder freundlicher. Das bedeutet: Für die Politik ist es doppelt attraktiv, sich um die sozialen Zustände im Land zu sorgen. Nicht nur jeder einzelne Mensch sollte sich um sein Wohlsein kümmern. Auch die Politik und die Wirtschaft sind gefordert. Es genügt nicht, dass die meisten irgendeine Arbeit haben. Politik und Arbeitgeber müssen dazu beitragen, dass möglichst viele eine gute Arbeit haben. Und das Streben nach einer guten Arbeit ist in keiner Weise unverschämt, sondern völlig legitim!

Besonders herablassend wirkt es dagegen, wenn gut situierte Experten oder Politiker von dem Arbeitsmarkt reden, auf dem jeder doch so große Chancen habe. Menschen, die selbst nie in einer schwierigen Lage waren. Eine schöne Situation für sie, die sie jedoch nicht nur sich selbst alleine verdanken.

Ein erster Schritt für alle, die in den Medien zu dem Thema sprechen, liegt daher auf der Hand. Sie sollten keine Geringschätzung für die äußern, deren Anspruch es ist, nicht nur irgendeinen Job zu haben. Sie sollten Unzufriedenheit über schlechte Arbeit akzeptieren und die Suche nach einer guten Stelle als angemessenen Anspruch respektieren. Wenn sie Politik betreiben und sich für die aktive Sozialpolitik entscheiden, schaffen sie sogar gleich zwei Gründe, wieder gewählt zu werden. Erstens weil sie anderen Achtung entgegen bringen und zweitens weil sie etwas für sie tun.

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