Agentur für Arbeit: Keine Zeit zum Jobvermitteln

Wenn Sie voraussichtlich Ihre Arbeit innerhalb der nächsten drei Monate verlieren werden, müssen Sie sich in Deutschland zeitnah arbeitssuchend melden. Damit die Jobvermittlung zügig starten kann – oder besser könnte, wenn es sie denn gäbe. Was passiert bei der Agentur für Arbeit in Sachen Jobsuche? Werden Arbeitslose dabei wirkungsvoll unterstützt?

Teil 2 meiner Serie durch Martin Gaedts Buch “Mythos Fachkräftemangel” inspiriert.

Eindruck: “Jobvermittler verwalten Arbeitslose”

Wer bei einer deutschen Agentur für Arbeit vorspricht, um sich Arbeit suchend zu melden, erlebt häufig eine Behörde, wie sie leibt und lebt. Früher hieß sie “Arbeitsamt” und es gab dort für jeden eine “Stammnummer”. Heute heißt die Organisation “Agentur für Arbeit” und man bekommt eine Kundennummer. So viel geändert hat sich durch diese Maßnahme nicht.

Wenn sich Mitarbeiter, die ich für eine Transfergesellschaft berate, bei mir über die Behörde beschweren, erkläre und verteidige ich den Apparat. Und ich versuche, Verständnis für die einzelnen Vermittler zu wecken. Martin Gaedt legt nun Zahlen vor, die ich noch nicht kannte. Sie belegen eindeutig das, was ich bisher wortreich beschrieb: Die Mitarbeiter der Agentur haben so viele Verwaltungsaufgaben, dass sie nicht zum Vermitteln kommen. Obwohl sie “Vermittler” heißen.

Zahlen belegen, dass die Arbeitsagentur vor allem verwaltet

Die Zahlen entstammen ursprünglich der Zeitschrift Focus. Sie listete im Dezember 2012 auf, was die Mitarbeiter der Arbeitsagentur jährlich an Verwaltungsanweisungen durcharbeiten müssen. In den ersten elf Monaten 2011 bekam danach jeder Mitarbeiter 129 Handlungsempfehlungen bzw. Geschäftsanweisungen, 118 interne E-Mail-Infos und 84 Verfahrensinformationen. Insgesamt 921 Seiten plus 8105 Seiten Anlagen. “All das muss gelesen und befolgt werden”, schreibt Martin Gaedt treffend. 9000 Seiten Juristen-Deutsch. Allein die dafür zu veranschlagende Lesezeit ist abenteuerlich. Und da ist noch nichts befolgt.

Vermittlung heißt Zeitarbeit

Niederschmetternd fand ich eine weitere Zahl Gaedts, die ich noch nicht kannte. 75 Prozent aller neuen Arbeitsverträge, die über die Agentur für Arbeit vermittelt wurden, sind Verträge mit Zeitarbeitsfirmen. Hatte ich bisher meinen Beschäftigten widersprochen, wenn sie klagten, die Arbeitsagentur habe nur Zeitarbeit für sie, gehen mir angesichts dieser Zahl langsam die Argumente aus.

Immer noch bleibt allerdings die Jobbörse der Arbeitsagentur. Man tilge bei der Branchenauswahl die Häkchen bei “Arbeitnehmerüberlassung, Zeitarbeit” und am besten noch bei “Arbeitsvermittlung, privat” und erhält zahlreiche Stellen ohne Haken. Fertig. Auch ein Service dieser Behörde.

Was hat das mit Fachkräftemangel zu tun? Wenn die Agentur für Arbeit anders arbeiten würde, könnte sie auch Menschen in Nicht-Zeitarbeit vermitteln, also Fachkräfte in Jobs bringen.

Teil 1: Bewerbungen: Kluges Netzwerken für Unternehmen – keinen Absagenfrust verbreiten

Teil 3: Active Sourcing: Jedes Unternehmen könnte es machen

Teil 4: Teufelskreis Employer Branding

Teil 5: Top Ten gegen den Fachkräftemangel

2 Kommentare

  • Hallo Herr Burger.

    Ihr Bericht bestätigt längst das, was ich schon lange als Steuerzahler vermutet habe.
    Die Bundesagentur für Arbeit gehört komplett abgeschafft! Und zwar sofort – ohne Ausnahme.
    Die Damen und Herren dort machen sich gerade selber über diese Art der “Vermittlung” über
    die Zeitarbeitsfirmen komplett überflüssig.

    Warum gibt es denn Zeitarbeitsfirmen? Doch nur, weil die Bundesagentur unfähig ist zu Vermitteln!
    Es ist mit ein Rätsel wie man so dumm sein kann und die “eigentliche” Konkurrenz zur Vermittlung
    auch noch selbst einsetzen kann. In der freien Wirtschaft würde solch eine Arbeitsweise sofort
    gestraft. Mit direkter Kündigung bzw. Arbeitslosigkeit.
    Hier gehört ein Riegel vor! Da ist die Regierung/ der Bundesarbeitsminister gefordert!

    Dieser Moloch kostet uns Millionen an Steuergeldern – da hat der Bürger sein Recht, qualifiziert und engagiert vermittelt zu werden. Es wird höchste Zeit, sich von diesen inkompetenten Mitarbeitern der Bundesagentur, zu trennen und diese zu entlassen – und zwar in die Arbeitslosigkeit.
    Im Kollektiv.
    Spart uns als Steuerzahler jede Menge Geld!!

    Mal sehen, wie sich diese “versierten” Mitarbeiter bei den Zeitarbeitsfirmen dann selbst ver-
    kaufen können…..

    Mit freundlichen Grüßen

    Antworten

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