Traumjob (Teil 2): Das "Versprechen Traumjob"

Im ersten Teil meiner Artikelserie zum Traumjob hatte ich ein Gedankenexperiment gestartet: Was, wenn alle Unzufriedenen so lange ihre Arbeitsstellen wechseln könnten, bis das Optimum erreicht wäre? Das Ergebnis fällt ernüchternd aus. Wieso wird dennoch in vielen Büchern der Weg zum Traumjob angepriesen? Was ist möglich, wenn man sich beruflich positiv verändern will? Könnte es nicht eine Art Wunsch- und Erfüllungsfee-Methode geben, die allen weiter hilft und die man z.B. per Buchkauf erwerben kann?

Unzufriedenheit als Startpunkt

Ausgangspunkt der Suche nach dem Traumjob ist die Unzufriedenheit mit dem Status Quo. Es ist, die Ahnung, dass da draußen noch etwas Besseres wartet. Von da ab gibt es zwei unterschiedliche Fortführungen. Die eine ist seriös. Die andere ist eher etwas für die Bühne und für Buchtitel. Beginnen wir bei der Variante “Bühne”.

Variante eins: Motivations-Show auf der Bühne

Die klassische Bühnenvariante geht so. Oben steht ein sogennanter Motivationstrainer. Mit Charme und Witzchen geht es prima los. Man fühlt sich aufs Beste unterhalten. Der Darsteller beherrscht sein Geschäft. Er sagt viel über Menschen, aber Psycholge ist er nicht. Dafür ist die Darbietung beeindruckend. Statt Wissenschaft und Forschung gibt es  jede Menge Beispiele. Meist ist er selbst sein bestes Beispiel. Zum Greifen nah im Saal. Nur eben oben, auf der Bühne. Schick angezogen und glänzend gelaunt. “Seht mich an! Früher ging es mir so wie dem ein oder anderen von euch. Ich war unglücklich und krank. Aber jetzt habe ich es geschafft! Macht es genauso! Ich verrate euch, wie es geht.” Vielleicht sind Sie, liebe Leserin oder lieber Leser, gerade der Mensch, der nach einer solchen Show beseelt und gestärkt ein neues Leben beginnt! Warum nicht? Dann bringen Sie es zu einem der Beispiele, die weiter erzählt werden können. Aber die Chance dafür ist gerin, denn es können in Wahrheit leider nur wenige schaffen. Eben nicht jeder.

Variante zwei: Karriereberatung

Als solide ausgebildeter Psychologe arbeite ich weniger von der Bühne herab. Mehr auf Augenhöhe. Natürlich geht es auch mir um Ihre Motivation. Selbstverständlich sind es auch für mich große Momente, wenn sich etwas sichtlich bewegt. Wenn jemand seinen Traum zur Realität macht. Auch ich kenne solche Beispiele! Aber ich sage Ihnen klar dazu: Nicht jeder kann einen Spitzenverdienst abräumen! Für mich ist das Ziel, dass jemand einen Schritt macht und hinterher sagt, dass es richtig war. Beispielsweise findet ein Kunde einen Job in der Nähe, so dass er sich nicht mehr durch den Stuttgarter Stadtverkehr kämpfen muss. Oder eine Kundin tritt, wie gewünscht, eine besser bezahlte Stelle an, auch wenn der Job im übrigen keine Verbesserung darstellt. Ja, zuweilen kommt scheinbar doch die Wunschfee. Jemand krempelt sein Leben um und alles wird besser. Aber an folgendem, typischen Beispiel können Sie erkennen, warum dies die Ausnahme bleibt.

Beispiel: Coach, Körpertherapeut, Cafe-Besitzerin

Maximilian Jürgens ist Ingenieur und war die letzten Jahre als Automotive-Projektleiter beruflich sehr eingespannt. So, wie der Automobilbauer den Takt vorgab, hatte Jürgens Firma zu funktionieren – und er mit. Schon vor Monaten bekam er ohne Vorwarnung Herzrasen. Ein Gesundheits-Check ergab keinen körperlichen Befund. Dann kam der Total-Zusammenbruch. Nach einigen Wochen in der psychosomatischen Klinik begann er ein Coaching, das ihm wohl tat, das Blockaden löste, wo er an sein inneres Kind anknüpfen konnte. Nein, das Leben von vorher, das wollte er nicht mehr. Auf der Suche nach einer neuen, erfüllenden Bestimmung, kam Maximilian Jürgens eines Tages auf DIE Idee. Sie traf ihn wie ein Blitz aus heiterem Himmel: “Ich werde Coach!” Genauso wie ihm geholfen wurde, wollte er nun anderen helfen. “Was für eine Idee”, freute er sich.

Das Beispiel ist erfunden – aber bezeichnend.

Illussion und Wirklichkeit

Svenja Hofert, Karriereexpertin und Beraterin für die Coaching-Branche, hat dazu einen bissigen und treffenden Blog-Artikel verfasst. Tenor: Maximilian Jürgens Idee ist naheliegend und typisch – und funktioniert in der Regel nicht. Weil noch mehr auf genau diese Idee gekommen sind. Weil Jürgens keine passende Ausbildung hat. Weil der Markt dicht ist.

Ähnlich verhält es sich mit dem Gedanken, Körpertherapeut zu werden, Lebensberatung anzubieten oder ein Café zu eröffnen. Beliebt ist beispielsweise die Idee “Café plus” also z.B. “Café plus Buchladen” oder “Café plus Deko-Artikel” oder “Café plus Beratung”. Kann mal klappen. Tut es in der Regel aber nicht. Aus ähnlichen Gründen, die schon beim Scheitern der Coach-Idee von Maximilian Jürgens genannt wurden.

Eine gut verkäufliche Idee

Wer Unzufriedenen und Frustrierten den Traumjob verspricht, hat den Verkaufsdreh raus. Die Methode ist üblicherweise, an den eigenen Stärken, Interessen und Werten anzuknüpfen. Auf dieser Basis lässt sich trefflich träumen. Zumal wenn der Leidensdruck durch die aktuelle Krise und Sinnsuche groß ist. Es werden also Ideen gesponnen und irgendwann ist “die Idee” dabei. z.B. “Ich werde Coach!”

Warum ich diesen Ansatz für zu kurz gegriffen halte, zeigt das Beispiel von Herrn Jürgens. Noch deutlicher wird dies, wenn ich Ihnen mein alternatives Angebot erläutere. Lesen Sie dazu in Kürze den vierten Teil dieser Serie zum Traumjob. Zuvor muss ich allerdings im nächsten Teil noch eine kleine Kritik einschieben.

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