Wollen Sie qualifiziertes Personal gewinnen, das sich bei Ihnen, sagen wir in der Region Stuttgart, intitiativ bewirbt? Da ich gerade für ein Projekt meiner Karriereberatung bestimmte Online-Stellen recherchiere, habe ich Erschreckendes beobachtet: Was Unternehmen qualifizierten Umsteigern heute anbieten, ist häufig eine Zumutung. Die Personalabteilungen werden sich umstellen müssen!
Hindernis-Parcours Bewerbung
Mehrfach habe ich Folgendes erlebt: Sie rufen die deutsche Dependance eines weltweit agierenden Unternehmens auf und klicken auf “Karriere”. Der Link führt Sie umgehend auf die globale Karriereseite des Unternehmens mit allen weltweit angebotenen Jobs. Eine Sortierfunktion für Deutschland oder gar für den Raum Stuttgart fehlt.
Oder: Der Online-Stellenmarkt des Unternehmens ist als Tabelle angeordnet. Es gibt die Möglichkeit, jede Spalte zu sortieren. Sie können aus den vakanten 250 Stellen z.B. in der Spalte “Land” die Vakanzen in Deutschland heraus filten. Nun hätten Sie gerne alle Stellen im Raum Stuttgart gesehen. Das geht aber nicht. Sobald Sie nämlich auf den Spaltenkopf “Stadt” klicken, findet sich Kornwestheim wieder bei K wie Koppenhagen und Sindelfingen bei S wie Shanghai.
Sicher ist eines: Ein qualifizierter Mensch mit Vollzeit-Job, Familie und Privatleben hat anderes zu tun, als sich mit derlei Hindernissen beim Jobwechsel herum zu schlagen. Klar, wer seinen aktuellen Job derart locker angeht, dass ihm jede Menge Energie für Bewerbungen bleibt, kämpft sich dennoch durch. Aber sind das die Leute, die Sie für Ihr Unternehmen gewinnen wollen?
Ausblick in die Zukunft des Personal-Recruitings
Qualifizierte Kandidaten mit solchen Widernissen zu verprellen, wird angesichts des Fachkräftemangels in der Region Stuttgart bald der Vergangenheit angehören. Und natürlich ebenso jene Online-Formulare, durch die Bewerber sich erst eine halbe Stunde hindurchquälen müssen, um ihr Interesse an einer Mitarbeit im Hause zu signalisieren. Das Ergebnis solcher Formulare ist zwar praktisch für die HR-ler, aber das Prozedere höchst umständlich für die Kandidaten. Heute mag so etwas noch funktionieren – in Zukunft nicht mehr. Dann werden Unternehmen im Recruiting die Nase vorn haben, die Wechselbereiten das Leben einfach machen.
Als Personaler könnten Sie dazu auf Xing, LinkedIn oder kreativ selbst recherchieren und aktiv mögliche Bewerber ansprechen. Das wäre praktisch für die Kandidaten. Allerdings ist dies ein erhöhter Aufwand für Sie. Zumal unklar ist: Wer von dem heraus gesiebten Fachpersonal möchte sich überhaupt umorientieren? Um das zu erfahren, müssen Sie alle anschreiben und anfragen. Die meisten werden sich nicht verändern wollen. Zumal die alte Methode, mit mehr Gehalt zu winken, immer weniger ziehen wird. Die Menschen wollen zunehmend Kwerkarriere machen – d.h. hier, Berufs- und Privatleben verbinden. Ein steiniger Weg also für die Personaler.
Warum also nicht wie folgt vorgehen und es den Kandidaten so einfach wie möglich machen und gleichzeitig den eigenen Aufwand einhegen? Veröffentlichen Sie zwecks Personalsuche einfach folgenden Satz (und gehen Sie entsprechend vor): “Interessiert an einer Mitarbeit? Senden Sie uns einfach einen Link auf Ihr Profil (xing,…), auf Ihre Homepage oder Ihren Twitter-Account. Wir kümmern uns um den Rest.” So sprechen Sie qualifizierte Kandidatinnen und Kandidaten direkt an und ermöglichen ihnen eine ökonomische, blitzschnelle Form der Interessenbekundung mit ein paar Klicks. Sie selbst kommen über die Profile elegant zu den wichtigsten Informationen. Wenn das Profil passt, nehmen Sie aktiv Kontakt auf und erbitten ggf. Unterlagen, führen ein Telefoninterview oder laden zum zeitversetzten Video-Interview ein. Das, so behaupte ich, wird die Personalsuche der Zukunft sein. Für Bewerber bedeutet das selbstverständlich: Legen Sie professionelle Profile an und pflegen Sie diese. Wechselabsichten direkt dort kunzutun empfiehlt sich dagegen nicht …
Was denken Sie? Ich bin gespannt, wer diesem Vorschlag folgt und auf Ihre Rückmeldungen dazu. Wem übrigens heute noch die Vorstellung fehlt, dass Unternehmen bald so vorgehen werden, der lese diesen Artikel zur Zukunft der Arbeit.
Genau so: Gesehen auf valeo-karriere.de