Personalentwicklung für Angela Merkel – und was wir alle tun können

Offensichtlich hat Angela Merkel ein schlechtes Wahlergebnis eingefahren – das soll sich nicht wiederholen. Wäre sie bei mir im Coaching, ich hätte da eine Idee. Nicht weit entfernt von dieser Idee liegt etwas, das wir jetzt alle tun können.

Die Fakten – und erste rechte Impulse

Die Union gehört zu den dramatischen Verlierern der Wahl. Besonders viele Stimmen gingen in Richtung der AfD – sie zählt zu den großen Gewinnern. Da die AfD rechts von der Union liegt, wird derzeit häufig Franz-Josef Strauß zitiert. Er meinte, dass rechts der CDU/CSU keine demokratisch legitimierte Partei entstehen dürfe. Auch Horst Seehofer pflegt diesen Gedanken. Er spricht von einem Vakuum rechts der CDU/CSU, von einer rechten, offenen Flanke, die sich im Wahlergebnis gezeigt habe. Ist also alles ganz einfach? Müsste nur die Union nach rechts rücken und die AfD-Wähler_innen kommen zurück?

Dagegen spricht, dass gerade die CSU, trotz rechter Parolen, besonders stark verloren hat (“der Bundestrend” sei Schuld sagt die CSU, verliert aber überdurchschnittlich). Und der besonders schwarze Landesverband der CDU in Sachsen verlor den größten Anteil aller Landesverbände.

Motive der AfD-Wähler und ein Tipp

Was mich interessierte: Was treibt die AfD-Wähler an? Gibt es “die” AfD-Wähler? 60 Prozent sind Protestwähler und weniger mit der AfD verbandelt. Sind es wirtschaftlich Abgehängte? Den Daten nach nicht, sagt der Leipziger Soziologe Prof. Holger Lengfeld in den ARD-Tagesthemen (25.09.2017). Stattdessen spricht er von kultureller Abgehängtheit. Lengfeld, der die AfD-Wählerschaft intensiv beforscht hat, berichtet, dass viele feststellen: “Die ganze Richtung stimmt nicht”. Auch mit dem politischen System hadern einige – er vermutet, v.a. die ehemaligen Nichtwähler.

Es geht also um eine Protestwahl und um kulturelles Abgehängtsein. Was kann man dagegen tun? Prof. Lengfeld empfiehlt: Zuhören! Denn er macht ein Bedürfnis nach “Gehörtwerden” aus.

Hört Merkel zu?

Hört Angela Merkel den AfD-Wähler_innen zu? Schwer zu sagen. Eines ist aber sicher: Es wirkt nicht so! Wenn Sie zur Flüchtlingspolitik sagt “Ich würde es wieder so machen” und zum Wahlkampf “Habe ich mir vorher gut überlegt, ich sehe nicht, was ich hätte ändern sollen”, wirkt es genau so, als ob sie nicht zuhört. Man muss zweierlei trennen. Das eine ist, dass Frau Merkel ihre Entscheidungen auch im Nachhinein gut findet. Okay, das kann man so sehen oder anders. Hier geht es um Inhalte. Das andere ist das Signal: “Ich habe euch gehört. Ihr meint xy. Habe ich das richtig verstanden?” Solche Sätze lernt man in jedem Kommunikationsseminar. Sie drücken – jenseits der Inhalte – aus, dass man zugehört hat. Bei Merkel fehlt das Signal, dass sie zuhört und versteht.

Wie in jedem Coaching ginge es jetzt um die Erkenntnis: Es bringt nichts, den Satz “ich verstehe euch” einfach nur daher zu reden. Man müsste es auch so meinen! Daraus ergibt sich die Hauptarbeit eines Coachings. Denn das verlangt einen Perspektivwechsel. Man muss sich in andere und ihre Lebenslagen einfühlen. Man muss klären: Welche Bedürfnisse wurden verletzt? Wo habe ich selbst solche Bedürfnisse? Wie gehe ich damit um? Diese Fragen zu klären, hilft bei jeder Kommunikation. Auch beispielsweise zwischen Kolleg_innen oder Chefin und Mitarbeiter – überall, wo es gilt, ein persönliches Verhältnis zu klären und einen Neuanfang zu ermöglichen.

Hören wir zu?

Nicht nur die Politiker könnten besser zuhören. Wir alle brillieren nicht gerade darin, die Wähler der AfD ernst zu nehmen und ihnen zuzuhören. Das fängt schon mal damit an, dass wir die AfD-WählerInnen und die AfD selbst in einen Topf werfen. Und es geht mit der Abgrenzung weiter: Ihr da, wir dort. Gerade im Netz ist das mit ein paar Klicks, einem Like, einem Dislike schnell erledigt. Aber genau damit signalisieren wir, dass wir nicht zuhören, sondern uns abgrenzen wollen. Wir sollten uns hüten, die Grenze zu den AfD-Wähler_innen weiter aufzubauen!!!

Wenn beispielsweise Leute aus einem Dorf mit nahezu 50 % Wahlerfolg der Rechtspopulisten gefragt werden, wo der Schuh drückt, nennen sie: Fehlendes schnelles Internet, Abwanderung aus dem Land, das Schließen von Läden im Dorf. Ich meine, diese Punkte sind für nahezu 100 Prozent der Bundesbürger nachvollziehbar. Das kann man sich also anhören. Dem kann man zustimmen.

Und dann kann man erklären, weshalb aus diesen Missständen nicht unmittelbar folgt, dass man AfD wählen muss. Und dass eine Obergrenze nicht weiterhilft und die Flüchtlinge nicht schuld sind. Nicht abgrenzen, sondern zuhören. Und dann erst argumentieren. Das ist die richtige Reihenfolge.

Wenig förderlich ist dagegen:

  • Der ständige Hinweis auf nazistische Äußerungen von AfD-Politikern.
  • Eine ständige Abgrenzung zur AfD.

Und, was ferner nicht nötig ist: Eine Politik, die

  • nach rechts rückt
  • rechte Parolen übernimmt
  • die sich rechts anbiedert.

“Eine gute Politik machen”, wie Merkel meint, reicht nicht. Erst den Dialog suchen, dann die politischen Entscheidungen treffen und begründen, das ist die Reihenfolge. Dialog hat jetzt Priorität.

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