Bewerbungstrainers gute Vorsätze für 2013

Was könnten sich Bewerbungstrainer und Karriereberater für 2013 vornehmen? Mein Vorschlag trifft ein Tabu.

Berater-Alltag

Wer anderen bei der Bewerbung, beruflichen Neuorientierung oder Karriereplanung hilft, hat einiges Know-how nötig. Die Berater unterscheiden sich in der eigenen Berufs- und Lebenserfahrung, in beratungsrelevanten Ausbildungen, im angelesenen Wissen, in der Beratungserfahrung und menschlichen Reife. Das alles ist viel wert – “Guter Rat ist teuer”. Aber er ist auch viel wert für Kunden. Die Anforderungen an Berater sind hoch und es ist schwer, sie gut zu erfüllen. Dennoch könnten sich Berater allgemein etwas vornehmen, was einem Tabubruch gleicht.

Ein Tabu

Die bisher genannten Eigenschaften von Beratern werden oft genannt. Nach inzwischen 17 Jahren im professionellen, karrierebezogenen Beratungsgeschäft, habe ich jedoch etwas ausgemacht, über das kaum gesprochen wird – ein Tabu. Es gibt zuweilen Fälle, in denen es dem Kunden sehr weiterhelfen würde, wenn er oder sie einen Rat erhielte. Und doch gibt ihn niemand. In Beratungsteams ist es manchmal so, dass der Job, diesen Rat zu geben, wie ein Schwarzer Peter hin und hergeschoben wird. Obwohl es dem Ratsuchenden mehr brächte, als ein Top-Lebenslauf und ein wundervolles Skript für sein Vorstellungsgespräch, wird ihm am Ende des Schwarze-Peter-Spiels der entscheidende Tipp oft versagt.

Konkrete Beispiele

Was ich meine? Hier ein paar Beispiele. Eine Kandidatin ist nett, kompetent, engagiert – aber unmäßig dick. Ein Kandidat hat eine qualifizierte Ausbildung absolviert und eine Top-Karriere hingelegt – aber strotzt vor Arroganz. Wir sprechen also über persönliche Schwächen oder Merkmale. Jemand ist hässlich oder atemberaubend  sexy, er riecht komisch oder sie ist zu stark parfümiert. Manche Kunden haben Ticks, ergehen sich in nervtötenden Redewendungen oder tragen eine Alkoholfahne vor sich her. Jemand hat katastrophale Unterlagen trotz Top-Position oder bringt Schwächen im schriftlichen Ausdruck mit. Tabuisiert ist auch die Ansprache von Charaktereigenschaften: Beispielsweise ein zu deutlicher Hang zum Choleriker, Narzist oder Depressiven.

Berater-Zwickmühle

Wir reden wohlgemerkt nicht davon, dass jemand wegen seiner Wutanfälle oder wegen schlechter Unterlagen zur Beratung kommt, das wäre vergleichsweise einfach. Nein, es wird persönlicher. Um Ihnen als Nicht-Berater das Thema zu verdeutlichen: Wie leicht fällt es Ihnen, Ihre Partnerin oder Ihren Partner, der oder die Sie gerade in üblicher Vertrautheit küssen will, auf schlechten Mundgeruch hinzuweisen? Wie willkommen ist Ihnen umgekehrt so ein Hinweis des anderen? Ich glaube, das ist sehr schwer, für jeden Menschen. Eine Beraterin ist vielleicht mit der Überarbeitung von Unterlagen beauftragt. Im persönlichen Kontakt bemerkt sie aber, dass der Kunde mit diesem Deodorant nie einen Job finden wird. Was tun? Das ist mitmenschlich schwer für sie. Dazu kommt, dass der Kunde mit seinem Auftrag ihren Job sichert. Auf sein Deodorant angesprochen, könnte er der Beraterin fristlos kündigen.

Der Ausweg

Nun folgt das Patent-Rezept für alle Berater … – leider nein. Sorry, wenn ich dies nicht präsentieren kann. Bei mir persönlich ist es so, dass ich meist gar nicht anders kann, als ehrlich zu sein. Meine Kunden sagen mir in der Regel schon vorab, dass sie Ehrlichkeit wollen – obwohl eigentlich mein Firmenclaim “Charakter zeigen” schon klar macht, dass sie dies von mir erwarten dürfen.

Das immerhin kann ich als mutmachenden Tipp an Kollegen weiter geben: Das Thema ist nicht nur heikel, sondern immerhin auch nachgefragt. Wie kritisch es im Einzelfall ist, ein Feedback zu geben, hängt selbstverständlich von der Beziehung ab. Auch kann man heikle Worte kommunikativ hübsch verpacken. Zwischenfazit an die Adresse der Beraterkollegen: Am ehesten ließe sich die Empfehlung aussprechen: Nehmt euch für 2013 vor, (1.) ehrlicher zu sein, indem ihr für euch selbst klar macht, (2.) was zu sagen wäre, indem ihr (3.) gute Beziehungen aufbaut und (4.) Wahrheiten geschickt verpackt.

Tipp an die Kunden

Für Kunden von Beratungsdienstleistungen, die ein ehrliches Feedback wollen, lässt sich klarer raten: Thematisieren Sie Ihren Wunsch nach ehrlichem Feedback deutlich! Sprechen Sie immer wieder an, dass Sie auch offen für Rückmeldungen zu Ihrem Charakter, zu persönlichen Eigenschaften und Äußerlichkeiten sind. Fragen Sie auch gezielt nach: “Kann ich so zum Vorstellungsgespräch gehen?” Damit befreien Sie Ihren Berater oder Ihre Beraterin aus der beschriebenen Zwickmühle und schaffen sich selbst die Voraussetzung, 2013 erfolgreich und persönlich zufrieden zu sein.

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