Karriereplan: Wer sind Sie? Was wollen Sie werden?

Einen Karriereplan zu erstellen – das gab es immer schon. Das Vorgehen dabei hat sich jedoch gewandelt – besonders im Hinblick auf die persönlichen Voraussetzungen.

Persönliche Fragen

Darf ich zu Beginn zwei persönliche Fragen an Sie richten:
Haben Sie einen Karriereplan (oder vor, einen solchen zu erstellen)?
Haben Sie einen Plan für die Entwicklung Ihrer Persönlichkeit? Wissen Sie, wo Sie persönlich stehen?

Ich vermute, die erste Frage erscheint Ihnen vernünftig und normal. Die zweite dagegen wirkt ungewöhnlich. Der Grund dafür ist: Wir sind es gewohnt, unsere Persönlichkeit als etwas Festes, als Fixpunkt aufzufassen. Eine statische Person plant ihre Karriere und setzt sie anschließend um – so denken wir üblicherweise. Wenn nicht alles so läuft, wie erwünscht, liegt das nach diesem Verständnis nicht an der eigenen Entwicklung, sondern am Unternehmen oder am Markt. Wir selbst sind jedoch nichts Statisches, sondern verändern uns genauso, wie die Umwelt. Und wenn wir uns verändern, ändern sich unsere Ziele häufig mit.

Stellen wir dies in Rechnung,so veändert es einiges, denn: Die Persönlichkeit mit ihren Lebenserfahrungen und Werten dominiert den Karriereplan – nicht umgekehrt.

Karriereplan früher und heute

Zu Zeiten der Kaminkarriere legte man eine vernünftige Grundlage, etwa in Form einer Ausbildung in einem großen Unternehmen. Oder, etwas später startete man sinnvollerweise  mit einem Studium, mit guten Noten, evt. einem Praktikum sowie dem Einstieg bei einem bekannten Unternehmen. Der Rest lief mehr oder weniger von alleine: Möglichstweit nach oben. Großer Entscheidungen bedurfte es jedenfalls nicht.

Heute berate ich vor allem Kunden, die etwas ganz anderes umtreibt, als ein vorgezeichneter Austieg. Sie fragen sich: Was will ich in meiner Berufslaufbahn erreichen? Ein neues Thema. Es ergibt sich aus dem Zusammenbruch der Idee, vorgezeichnete Wege zu gehen. Die eigenen Werte und Lebenseinstellungen müssen erkundet, das fachliche und persönliche Potential berücksichtigt werden. Soweit der – gute – Stand heute.

Doch was wird morgen passieren?

Karriereplan der Zukunft

Der Rahmen für die Karriere von morgen: Künftig werden an entscheidenden Stellen immer komplexere Aufgaben zu lösen sein. Das bedeutet: Nur Menschen, die selbst über ein entsprechend komlexes Denken verfügen, können diese Jobs noch bewältigen. Dazu kommt der Wunsch, seine eigenen Werte zu leben und sein Leben aktiv zu gestalten.

Sich über seine Werte und die eigene Vision eines guten Lebens Klarheit zu verschaffen, ist bereits heute wichtiger Bestandteil vieler Beratungen. Neu hinzu kommt die Idee, der systematischen Persönlichkeitsentwicklung. Ein mittlerweile fünfzigjähriges Forschungsprogramm hat gezeigt, dass die Richtung dabei feststeht (während die Inhalte variabel sind): Die Reise geht dabei immer in Richtung höherer Komplexität. Wo man aktuell angekommen ist, lässt sich messen. Dies ermöglicht die systemmatische Weiterentwicklung.

Bevor ich persönlich mich näher mit dem zugrundeliegenden Modell der Ich-Entwicklung befasst habe, eine Lizenzierung erworben und damit begonnen habe zu arbeiten, habe ich mich gefragt: Wieso soll die Einstufung so viel bringen? Ist es nicht ein wenig albern, so viel Aufhebens darum zu machen, ob man nun auf Level 5 oder 6 agiert?! Doch mit zunehmendem Verständnis des Modells wird klarer: Allein die Messung der persönlichen Entwicklungsstufe ermöglicht es, ein bestimmtes Verhalten einzuschätzen. Handelt man gerade so, weil man aufgrund der begrenzten Komplexität nicht darüber hinaus kann? Oder deswegen, weil man auf eine frühere Stufe zurück gefallen ist? Das heißt, man könnte kompetenter agieren, aber realisiert sein Potential nicht. Letzteres kommt leider häufig vor. Manchmal ist ein solcher Rückfall sogar an bestimmte Personen oder Situationen gebunden. Ungünstig beispielsweise: Immer wenn Sie Ihren Chef sehen, aktualisiert sich Ihr Vaterkomplex und boykottiert die Realisierung Ihrer Kompetenz.

Das Stufen-Scoring hilft dabei, die Richtung zu klären: Was ist der nächste Schritt? Wo braucht es für die persönliche Entwicklung mehr Stabilität auf der aktuellen Stufe? Wo eine Weiterentwicklung zur nächsten Stufe? Der Ansatz der Ich-Entwicklung ermöglicht ein systematisches Lernen interessanterweise auch jenseits aktueller Probleme. Insgesamt wird daher in Zukunft zur fachlichen Seite stärker die persönliche Seite der Entwicklung treten. Und zwar in neuer, systematischer Form.

Die eigene Stufe bestimmt auch, wie Werte verstanden und gelebt werden. Sie beeinflusst den sogenannten Aufmerksamkeitsfokus – für was man sich gerade interessiert. Und Sie bestimmt wesentlich den Grad der bewältigbaren Komplexität – was man zu leisten im Stande ist.

Persönlichkeiten sind nicht statisch, sie verändern sich. Und mit ihnen die Karrierepläne. Berücksichtigen wir dies, ist festzustellen: Der Karriereplan wird sinnvollerweise Teil des Persönlichkeitsplans. Einzelne Karrieren wiederum werden eingebettet sein in das Entwicklungslevel, das beim Arbeitgeber dominiert. Fördert der Arbeitgeber die persönliche Weiterentwicklung seiner Mitarbeiter? Steht er ihr gleichgültig gegenüber? Oder verhindert er sie? Entscheidend für den Erfolg einer Organisation in einem zunehmend komplexen Umfeld wird sein, wie sie sich zur Komplexität stellt. Für kluge Kandidaten wird dies eine der wesentlichen zu klärenden Fragen sein, bevor sie bei einem Arbeitgeber anheuern.

Was wir für den zukünftigen Erfolg brauchen

Egal, ob es um die Karriere oder um Unternehmen geht, benötigen wir Folgendes:

  • Die Abkehr vom alten, statischen Modell von Mensch und Organisation
  • Offenheit für die Entwicklung in Richtung größerer Komlexität
  • Die Messung der aktuellen Entwicklungsstufe

so dass der eigene Stand klar ist, so dass Rückfälle erkannt werden können und die Richtung der nächsten Schritte offenbar wird. Der Karriereplan der Zukunft wird daher das Ergebnis eines individuellen Prozesses sein, der Veränderung und Entwicklung mitdenkt. Wer seinen Plan heute bereits mit dieser Methode entwickelt, startet direkt nachhaltig und zukunftsfähig.

 

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Ein Kommentar

  • Hallo Christoph,

    ein schöner Beitrag, vielen Dank dafür. Ich denke auch, dass in Zeiten von “New Work” der Karriereplan eigentlich Teil eines Persönlichkeitsplans sein sollte. Die individuellen Wünsche und Ziele sollten im Mittelpunkt stehen und nicht eine jahrelang vordefinierte Karriereplanung.
    Meine Gedanken zu diesem Thema findest du hier: http://lars-inselmann.de/index.php/2019/05/19/erstelle-einen-masterplan.

    Dort beschreibe ich, dass es (teilweise) besser ist die eigene Karriereplanung (oder den “Masterplan”) für sich zu behalten.

    Viele Grüße
    Lars

    Antworten

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