Das war die Blogparade "Charakter zeigen im Netz"

Sichtbarkeit

Was darf, was sollte man als Berater, Trainer, Coach im Internet von sich zeigen? Diese Frage bildete den Kern der Blogparade “Charakter zeigen im Netz”, zu der ich kürzlich aufgerufen hatte.

Das Internet ist keine Gartenparty und nicht jedem Charakter bekommt es gut, sichtbar zu werden – haben die Teilnehmer der Parade festgestellt. Was noch? Lesen Sie hier die Auswertung der vielen, qualitativ hochwertigen Beiträge.

Der Konsens

Vorneweg: Zwei Aspekte der Blogparade fanden eine eindeutige Antwort. Erstens: Sollte man öffentlich Charakter zeigen? “Ja, natürlich.” – sagt Beraterin und Coach Susanne Barg. Warum?  “Charakter zeigen” ist nichts anderes, als sich zu positionieren, stellt die Marketing-Beraterin Evelyn Großmamn fest.

Zweitens: Privates sollte außen vor bleiben. Soweit die Überschriften – nun zu den Details.

Charakter zeigen ist zukunftsweisend

Kerstin Boll, die Trainer und Coachs in Marketingfragen berät, stellt die zunehmende Ähnlichkeit der Angebote fest. “Ein Kunde hat immer die Wahl zwischen mehreren kompetenten Anbietern. Deshalb wächst die Bedeutung des Nasenfaktors”, schreibt sie. Letztlich mache häufig nur noch die gefühlte Nähe des Kunden zum Anbieter den Unterschied. Deshalb müsse man Persönlichkeitsmarketing betreiben. “Eine Persönlichkeitsmarke bietet dem Kunden Orientierung, Entscheidungshilfe und Identifikation – und damit etwas, was heute immer schwieriger wird: dauerhafte Kundenbindung.” Kerstin Bolls Fazit: “Die Selbstdarstellung ist keineswegs Ausdruck überbordender Selbstverliebtheit, sondern eine Notwendigkeit auf einem wettbwerbsintensiven Markt.”

“Trainer werden aufgrund ihrer Persönlichkeit gebucht”, pflichtet die Marketing-Texterin und Team-Trainerin Kati-Schmitt-Stuhlträger bei. Dass das Zeigen der Persönlichkeit auch vorteilhaft für das Honorar ist, spricht Claudia Barfuss an. Weniger austauschbar sein bedeutet nach ihr, nicht nur über den Preis definiert zu werden. “Für mich steht fest: Wer im Gedächtnis bleiben will, wer Aufmerksamkeit erregen will, muss Ecken und Kanten haben”, so die Webdesignerin und Online-Marketing-Beraterin.

Eine interessante Erfahrung steuert Nadja Bungard bei, die  mit der Startbox Berlin Existenzgründer berät. “Kunden entscheiden sich nicht vorrangig für oder gegen uns aufgrund von Kompetenz, sondern aufgrund von Sympathie. Dieser Punkt ist sehr wichtig und kommt gleich nach der persönlichen Empfehlung.”

Der Weg zum Wunschkunden

Überhaupt Kunden gewinnen, ist das eine. Doch die Wirkung des Charakter-zeigens geht noch darüber hinaus: “Unser Ziel ist es nicht, so viele Kunden wie möglich zu erreichen, sondern unsere Wunschkunden”, schreibt Nadja Bungard. Damit liegt sie ganz auf der Linie anderer Beiträge.

Karriereexpertin Svenja Hofert schildert, wie ihr persönlicher Blog dazu führte, dass aus einer Fülle unpassender Anfragen der Idealzustand wurde: “Inzwischen sind 10 von 10 Anfragen passend.” Ihre Art zu beraten entspricht weniger Menschen, die sich so zeichnen lassen: “ganz viel Zeit für Veränderung, ganz viele kleine Schritte, ganz liebe  Menschen. Sondern “eher Menschen, die Klarheit suchen und einen Orientierungshelfer”.

Hier kann ich mich anschließen.

Wie geht das, mit dem Charakter-zeigen?

Evelyn Großmann beschreibt es mit Watzlawick: “Man kann nicht nicht kommunizieren” – zeigt also immer irgendwie Charakter, bewusst oder unbewusst, positiv oder negativ. Sie sieht im Privaten Ansatzpunkte für Kunden, in ihrem Fall Sport in der Natur und in den Bergen.

In vielen Beiträgen findet der Begriff der “Authentizität” seine Anwendung. Evelyn Großmann formuliert als Ziel “…, dass ich in meinem Reden und Handeln authentisch bin und nichts ‘vorspiele'”. Für den Berater in Sachen Social Media, Christoph Ziegler, sind es “Ehrlichkeit, Persönlichkeit und Transparenz” sowie ein “Blick hinter die Kulissen”. Svenja Hofert verwendet in diesem Zusammenhang das Wort “Stil”.

Aber sind Authentizität und Markenbildung überhaupt zu vereinen? Schließlich ist das eine einfach gegeben, das andere bewust gestaltet? Kerstin Boll weiß eine Lösung für dieses Dilemma. Bei der Gestaltung der Personenmarke sei es keinesfalls Aufgabe, die Persönlichkeit zu verändern, “sondern wahrhaftige Teile der Persönlichkeit zur Marke zu machen.”

Es gibt Risiken und Nebenwirkungen

Ist also alles ganz einfach? Sollte man schlichtweg ehrlich und authentisch sein und macht damit alles richtig? “Charakter zeigen ist nicht so ganz ohne”, warnt Svenja Hofert. “Es gibt Menschen, die sich selbst ein Bein stellen würden, würden sie allzu offen ihre Persönlichkeit nach außen tragen”. Man sollte gut über Risiken und Nebenwirkungen nachdenken, empfiehlt sie.
Passend dazu verstehe ich meinen Claim “Charakter zeigen”  nicht als Aufruf, alles zu offenbaren. Für meine Kunden folgt auf die Arbeit, den eigenen  Charakter klarer zu sehen, der zweite Schritt: Die professionelle Kommunikation der Charakterzüge und beruflichen Kompetenzen.

Grenzen ziehen

Wo zieht man nun die Grenze zum Privaten? Bemerkenswert eindeutig positionierten sich hier die Blogparaden-Teilnehmer. Beispielhaft formuliert die Karriere-Expertin Ute Blindert: “Die meisten von euch wissen, dass ich zwei Kinder habe, die heißen aber Sohn und Tochter. Mein Mann heißt Mann oder ‘J.’.”  Damit unterscheiden sich Berater-Profis offensichtlich eklatant von manchen Jugendlichen, die ihre intimsten Gefühle auf Facebook ausstellen.

Das Rezept für die Grenze

Auto, Lieblingssoap oder Leidenschaft für Gartenarbeit – alles okay, solange es sich im Rahmen des Bildes bewegt, das jemand von sich zeichnen will. Das ist der springende Punkt, meint Kerstin Boll. Musikgeschmack oder andere Interessen können durchaus den Kontakt zu den Kunden verbessern, schreibt Tanja Lindner von Zervant dazu. Es gehe darum, die eigenen Auffassungen und Arbeitsweisen transparent zu machen, meint Nadja Bungard. Ziel ist es, dass der Auftritt “stimmig” ist, dass man “wiedererkannt wird”, wenn man sich persönlich begegnet – das wird mehrfach betont.

Konkrete Tipps

Diese gibt es bei Coach und Marketing-Beraterin Beate Mader:

  • Werden Sie sich klar, wer Sie sind und was Sie ausmacht
  • Stehen Sie dazu!
  • Klare Aussagen, klare Bilder, stringente Linie
  • Greifbar sein und bleiben
  • Keine Party, Sauf- und leicht bekleidete Bilder – auch nicht im privaten Umfeld
  • Wiedererkennungswert erhöhen
  • Werden Sie zur Marke!

Und bei Marketing-Texterin Andrea Stanke:

Zunächst für die Internetseite:

  • Wer bin ich? Wo komme ich her? Was treibt mich an?
  • Was ist das Besondere an meiner Arbeitsweise?
  • Was genau kann ich für meine Kunden tun?
  • Welche meiner persönlichen Eigenschaften sind mir wichtig für meine Kunden?
  • Durch welche Signale erreiche ich Kunden, die auf meiner Wellenlänge liegen?

Sodann für die Unternehmer-Persönlichkeit:

  • Gutes, aktuelles, natürliches Portraitfoto, das Sie so zeigt, wie Sie wirklich sind
  • Symbolbilder, die Sie und Ihre Leistungen unverfälscht darstellen
  • Layout (Bildsprache, Farben, Schriften etc.), das Ihrem Stil entspricht
  • Lebensmotto, Leitmotiv, Lieblingszitat, eigene Statements
  • Klar formulierte Kernbotschaften mit persönlicher Note
  • Visualisierungen, Grafiken, Skizzen, Illustrationen o.ä.
  • Redaktionell gestaltetes Unternehmer-Interview
  • Podcasts (Stimme, Sprache, Ausdrucksweise) und Videos (allein oder als Interview)

Tipps speziell fürs Internet

Sehr schön formuliert es die Startbox: “Das Internet ist keine Gartenparty sondern ein öffentlicher Raum mit langem Nachklang.” Entsprechend vorsichtig sollte man hier sein. Christoph Ziegler weist z.B. darauf hin, dass er Konflikte eher nicht öffentlich klärt. Die schönste Visualisierung stammt wieder mal von Angelika Bungert-Stüttgen, die die sICHtbarkeit gewählt hat, um das Thema zu veranschaulichen – vielen Dank für Ihre Erlaubnis, diese Grafik hier zu verwenden!

Offene Fragen: Ich-Sucht

Eine meiner Fragen war, ob es auch eine “Sucht nach Öffentlichkeit” gibt. Sie blieb im Rahmen dieser Blogparade unbeantwortet.

Offene Fragen: Charakter zeigen und Überzeugungen leben

Überwiegend offen blieb auch die Antwort auf die Frage nach den eigenen Überzeugungen. Negativ hat es Nadja Bungard formuliert: “Krankheiten, sexuelle Orientierung, politische Einstellung sind alles Themen, die mit unserem Beruf als Berater nicht so viel zu tun haben. Das sind unserer Meinung nach keine Kriterien, um sich für oder gegen uns als Berater zu entscheiden”.

Heißt das, dass es immer um Kundengewinnung geht? Ein Faden, den ich demnächst hier im Blog aufgreifen werde. Vielleicht gibt es dann auch noch die eine oder andere hilfreiche Reaktion.

Off topic

Mit diesem Post schließt meine erste Blogparade.

Obwohl die Absicht völlig legitim gewesen wäre, meinen SEO-Rank zum Thema zu verbessern, war dies nicht mein Ziel. Das wäre übrigens nicht nötig und möglich gewesen: Beim kurzen Check vor der Parade lag ich bei ecosia schon auf Rang eins. Doch darum ging es mir auch nicht.

Stattdessen suchte ich Antworten auf einige Fragen, die mich umtreiben. Sie wurden hier breit und qualitativ hochwertig erörtert. Dafür herzlichen Dank an alle Teilnehmenden!

Persönliche Bonbons waren für mich außerdem dabei: In einem Post wurde mein Buch “Der Zornkönig” gelobt. Beraterin und Coach Susanne Barg empfehle es öfter weiter. In einem anderen Post wurde ich von der kompetenten Karriereexpertin Ute Blindert als Autor “des wunderbaren Buches ‘Karriere ohne Schleimspur'” bezeichnet. Das ist Autorenglück pur!

Während der Parade habe ich es als meine Form von Dank begriffen, für die tollen Beiträge im Netz zu werben. Viele Teilnehmer und fleißige Netzwerker im Umfeld haben ebenfalls für die Parade geworben. Insgesamt also eine  sehr schöne Kooperationserfahrung. Herzlichen Dank allen Teilnehmern, Lesern und Kommentatoren! Und: Special Thanks an Kati Schmitt-Stuhlträger, ohne die es diese Blogparade nicht gegeben hätte. Danke! Es hat sich gelohnt!

Auftakt-Artikel

Alle Autoren / -innen (Link zur Person) und Beiträge:

Evelyn Großmann schrieb Marke oder Mauerblümchen: Charakter zeigen im Netz

Ute Blindert schrieb Blogparade: Charakter zeigen im Netz

Kerstin Boll schrieb Vom Charakter zeigen, Banalem und der Selbstverliebtheit

Christoph Ziegler schrieb Ganz im Inneren. Oder: Charakter zeigen im Netz

Tanja Lindner schrieb 60-Sekunden-Businesswissen: Richtige Kundenkommunikation

Nadja Bungard schrieb Blogparade #Charakterzeigen von Karriereberater Christoph Burger

Kati Schmitt-Stuhlträger schrieb Mein #Sternchen und ich – Charakter zeigen im Netz

Angelika Bungert-Stüttgen schrieb Blogparade von Christoph Burger: Charakter zeigen im Netz

Claudia Barfuss schrieb Charakter zeigen im Netz – Blogparade

Susanne Barg schrieb Charakter zeigen im Netz

Beate Mader schrieb Ja, ich bin einzigartig! … und ich stehe dazu!

Andrea Stanke schrieb Charakter zeigen im Netz – lebendiges Unternehmerprofil

Svenja Hofert schrieb Charakter zeigen im Netz: Wie viele Ecken und Kanten sind erlaubt?

2 Kommentare

    • Guten Tag Frau Seubert,

      bitte – und schade, dass Sie zu spät dran waren. Ein Aspekt ist ja, wie gesagt, noch offen. Falls Sie dieser ebenso anspricht, wie der Rest, dann könnten wir ja ein privates Mini-Blogparädchen anschließen 😉
      Beste Grüße,

      Christoph Burger

      Antworten

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