Charakter zeigen führt zum Spitzenjob der BRD

Jenseits des Jubels um die Personalie Gauck als künftigem Bundespräsidenten und jenseits des politischen Hin und Hers: Letztlich wird nun der Spitzenjob im Staat mit einem Mann besetzt, der Charakter zeigt, weil er Charakter zeigt.

Der vorige Versuch hieß bekanntlich Christian Wulff. Als Wulff offizieller Kandidat für das Präsidenten-Amt wurde, hatte er es schwer. Die Oposition und viele Bürger wollten schon damals Gauck. Aber Wulff schien der Koalition aus politisch-taktischen Gründen geeigneter. Solche Gründe sind es auch, die manchen Chef im Unternehmen in seine Position bringen. Das mag dann mehr oder weniger erfolgreich verlaufen.

Der Fortgang der Causa Wulff ist bekannt. Nach einigen Monaten, in denen man sich an ihn gewöhnt hatte und er einige positive Zeichen setzen konnte, ging es bergab. Während des Zerrens um spendable Freunde verlor Wulff immer mehr Unterstützung auch in den eigenen Reihen. Er gab nur zu, was er zugeben musste, stellte sich als ehrlich dar, gab dann gezwungenermaßen den nächsten Punkt zu und so weiter. An Weihnachten sagte er seinen Mitarbeitern offen, dass er auf Zeit spiele. Noch im Abgang meinte er, er sei ja immer aufrichtig gewesen. Und seine Frau und er hätten unter den Medien gelitten. Einsicht? Deutliche Entschuldigungen? Selbstkritik? Fehlanzeige!

Nach dem erzwungenen Abtritt Wulffs kommt Gauck wieder ins Spiel. Spiegel-Online schreibt dazu: “Er schien eigentlich fast aus dem Rennen, doch dann führte plötzlich kein Weg mehr an ihm vorbei.” Treffend formuliert! Die Spiegel-Schreiber meinten damit zwar die Verhandlungen zwischen den Parteien am Wochenende. Der Satz trifft aber ebenso auf die letzte und die kommende Wahl des Bundespräsidenten zu. Gauck ist ein Kandidat, der Charakter hat. Und dieser setzte sich durch. Nicht im ersten Stepp, aber im zweiten. Damit ist nichts gegen Persönlichkeiten wie Klaus Töpfer gesagt, die ebenfalls im Gespräch waren. Im Gegenteil: Denn so oder so war klar, dass nach der Wulff-Katastrophe eben nur einer oder eine in Frage kommt, der oder die Charakter zeigt.

Nun jubeln alle – auch diejenigen, die noch vor zweieinhalb Jahren gegen Gauck stimmten und teilweise bis vor wenigen Tagen Wulff den Rücken stärkten. Nimmt man nun Joachim Gauck als Persönlichkeit in den Blick, statt ihn nur vor dem Hintergrund Wulff abzuheben, und fragt, was kommen mag, so können wir erneut Spiegel-Online zitieren:
“Zudem ahnt man, was einem mit Gauck blühen könnte, jedenfalls haben viele Christdemokraten mit großem Unbehagen verfolgt, wie Gauck sich zuletzt in Fragen der Finanzkrise und der Integration positionierte. “Gauck ist politisch eine ganz heikle Nummer”, heißt es.”

Auf deutsch: Da kommt einer, der anecken könnte. Das ist der unvermeidliche Preis, wenn man einen mit Charakter haben will (oder akzeptieren muss). Der wird seine Meinung sagen und es wird nicht immer angenehm sein. Man wird nicht immer zustimmen und erfreut sein. Vielleicht sagt er gar einmal Dummheiten, vielleicht tritt er Leuten ungeschickt auf die Füße. Mag sein, er überzieht und muss sich entschuldigen. Fehler könnten vorkommen und Signale falsch ausgesendet werden. Das ist der Preis dafür, dass jemand greifbar ist als Person. Sich glaubhaft, mit innerer Überzeugung einbringt. Eine Wundertüte ist sein Verhalten aber nicht: Schon vorher sagt er oder sie deutlich, was wir erwarten können.

Wechseln wir die Perspektive, beamen wir uns zwanzig Jahre in die Zukunft und blicken aus dem Jahr 2032 zurück auf die Präsidentschaft Gauck. Wir können uns ausmalen: Dieser Präsident wird manche wenig erfreut haben. Vielleicht erinnern wir uns an Probleme, die Frau Merkel oder andere mit ihm gehabt haben. Sehr wahrscheinlich wird aber insgesamt ein starker Eindruck bleiben – im wahrsten Sinne des Wortes. Es wird einen Unterschied gemacht haben, dass Gauck dieses Amt inne hatte. Veränderungen können ausschließlich durch Persönlichkeiten und Charaktere geschehen. Blasse Nummern dagegen werden im Rückblick betrachtet als höchst verzichtbar empfunden – wenn sich überhaupt noch jemand an sie erinnert.

Sind Sie einverstanden? Dann fehlt nur noch der Mut dazu, bereits im ersten Entscheidungsgang eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten in die Verantwortung zu nehmen – in der Politik wie in der Wirtschaft.

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