Social Media Berater gesucht – oder die Kunst der Kommunikation im Web 2.0

Ich suche einen Social Media Berater – wie finde ich den richtigen? Mein naheliegender Ansatz: Suche im Web 2.0 – mit erschreckenden Ergebnissen. Sie sagen viel aus: Über das Web, über die Menschen, über Verkauf und die Frage, wie man Kunden gewinnt.

Meine Recherche

Wenn Sie heute eine Hose kaufen, liegt der Materialwert bei 5 Euro. Den Rest Ihres Geldes investieren Sie in das Marketing des Unternehmens. Im Web ist das nicht viel anders. Wer mit einem Riesen-Auftritt um Kunden wirbt, dem bezahle ich vor allem sein Marketing. Nichts für mich, beschließe ich. Außerdem suche ich als Einzelunternehmer die persönliche Beratung. Also wähle ich ein naheliegendes Verfahren: Ich recherchiere in den Social Media nach geeigneter Unterstützung. Meine Logik: Wen ich hier nicht finde, der scheidet aus.

Meine Filter

Also recherchiere ich über Xing. Jede meiner Zielpersonen sollte hier zu finden sein: Kompetente Social Media Berater in der Region Mittlerer Neckar – immerhin ein Einzugsbereich von 2 Millionen Einwohnern. Zwei Drittel der gefundenen Personen scheidet aus, da sie eine feste Anstellung angeben. Der Rest ist erstmal interessant, denn er hat Filter eins (Wohnort) und zwei (bei xing präsent) erfolgreich passiert. Nun sehe ich mir die Profile genauer an. Ich selbst habe bei Xing eine Aktivität von 90 bis 100 Prozent, ich bin seit 2007 dabei, meine Seite wurde über 4000 mal aufgerufen, ich habe 240 Kontakte, ohne dies besonders forciert zu haben.
Was soll ich mit einem Anbieter, der kein Premium-Mitglied ist? Der bei einer Aktivität von 60 Prozent steht und 40 Kontakte hat? Wie hier Angebot und Qualität schon auf den ersten Blick auseinander klaffen, finde ich erschreckend. Eine Anfrage dort verbietet sich von alleine.

Einer nach dem anderen fällt durch

Und weiter geht die Prüfung. Xing bietet die Möglichkeit “weitere Profile im Netz” anzugeben. Was würden Sie von einem kompetenten Anbieter erwarten? Mindestens Twitter, Facebook, google, eine eigene Website mit Blog, vielleicht noch weitere Profile, etwa bei Pinterest und Linkedin. Auch hier fallen weitere Anbieter durch den Filter. Wer Profile besitzt, den klicke ich natürlich an, beispielsweise bei Twitter. Ich selbst bin dort erst seit ein paar Monaten aktiv. In dieser Zeit habe ich 500 Tweets veröffentlicht und 136 Follower gesammelt, ohne Zukauf oder besondere Werbeaktionen. Meistens folge ich selbst zurückhaltend, nur denen, die ich selbst interessant finde und die nicht nur privaten Klatsch tweeten. Ich frage mich daher: Kann man bei Twitter sein, ohne Follower zu sammeln? Man kann! Einige Social Media Berater können. Sie bringen es fertig, 10 Tweets und 15 Follower zu verbuchen. Hallo?

Massenwerbung zieht nicht – bei mir

Ist es heute so schwierig, jemanden zu finden, der einen beim Social Media Marketing kompetent unterstützt? Jein – denn ich erhalte, seit ich blogge und twittere, häufiger Angebote. Beispielsweise habe ich rund ein Dutzend Follower bei Twitter, die mich gerne beraten würden. “Und wieso nehmen Sie die nicht, Herr Burger?” Nun, ich weiß nicht, ob ich ein besonders schwieriger Kunde bin. Aber ich erwarte, dass Anbieter in der Akquise mehr tun, als ein Standardprogramm ablaufen zu lassen, das da heißt: Folge jedem bei Twitter, der nach Geld und Auftrag ausschaut. Ebenso halte ich es mit xing: Wenn einer 5000 Kontakte hat, bin ich vorsichtig. Wenn ich merke, dass derjenige vor der Kontaktanfrage nicht mal mein Profil angeschaut hat, lehne ich ab. Bei Begründungen, wie “Sie sind auch in der Gruppe Freiberufler-Markt, da könnten wir uns doch vernetzen”, lehne ich ab oder frage auch manchmal zurück, wo der Kontaktbedürftige die Schnittmenge sieht. Schließlich sind außer mir noch 145.000 Xing-ler im Freiberufler-Markt. Ich fühle mich nicht persönlich angesprochen. wenn das der Grund für eine Vernetzung sein soll. Und ich will persönlich angesprochen werden, als Kunde, als Mensch, als Unternehmer. Das letzte Raster, durch das einige fielen: Sie antworteten tagelang nicht auf meine Anfrage.

Fazit: Kommunikation im Web 2.0 und anderswo

Was lernen wir daraus? Erstens scheint der Markt für Social Media Berater noch sehr, sehr offen. Zweitens glaube ich eigentlich nicht, dass ich ein so schwieriger und anspruchsvoller Kunde bin. Das heißt, die Anbieter sollten ihr Verhalten ändern! Drittens: Kommunikation ist aktueller denn je. Wer etwas anbietet, sollte das auch können und praktizieren. Und einfache Regeln, wie die, auf Anfragen auch zu reagieren, entscheiden nach wie vor über Geschäft oder Pleite. Das hat sich im Web 2.0 nicht geändert. Eine gute Kinderstube ist auch hier gut für die Karriere.

In den nächsten Artikeln werde die Kommunikation im Vorstellungsgespräch und beim Employer Branding behandeln.

5 Kommentare

  • Lieber Herr Burger,

    ich beginne gerade eine Social Media Manager-Ausbildung, daher finde ich den Einblick in Ihre Suche sehr interessant.

    Meiner Meinung nach lohnt nämlich auch ein Blick auf die Ausbildung. Haben Sie geschaut, wird die angegeben? Ich habe darauf noch kaum geachtet, war aber selbst mehrere Wochen auf der Suche nach einer guten Ausbildung. Gar nicht so einfach!

    Der Bergriff “Social Media Manager” ist nicht geschützt. Wenn man den Ausbildungsmarkt genauer studiert, findet man viele, viele Kurzworkshops “Social Media Manager” (oft ohne Prüfung). 2-3 Tage und fertig!

    Nach langer Suche bin ich dann doch fündig geworden – und das just auch noch in Wien, wo ich lebe und arbeite. Hier bietet das Wifi einen mehrmonatigen Kurs an – mit schriftlicher und mündlicher Prüfung.

    http://www.wifiwien.at/eShop/bbDetails.aspx/Diplomlehrgang-Social-Media-ManagerIn/@/bbnr/813712/zg/WA/
    Interessant wird es, wenn man auf “Termine” klickt.

    Siehe auch hier: http://www.ambuzzador.com/2012/09/07/social-media-managerin-mit-diplom/

    Mit herzlichen Grüßen
    Huberta Weigl

    Antworten
    • Hallo Frau Weigl,

      danke für Ihren Kommentar! Für Ihren Kurs: Wenn “Diplom” davor steht, sollte die Ausbildung für Österreich geschützt sein – gilt natürlich nicht für andere Angebote ohne “Diplom”. Interessant an der Wifi-Ausbildung finde ich die offenbar gründliche Bewerberauswahl. Was daran auch deutlich wird: Es kommt hier bei dem von der zeitlichen Dauer her immer noch überschaubaren Angebot auf die Vorkenntnisse an. Insgesamt passt das dann. Übrigens ist die technische Seite ausgespart: (HTML & Co). Die Präsenzform finde ich gut. Soweit ich die Kurse in Deutschland durchgesehen habe, waren es Fernkurse.

      Schöne Grüße,

      Christoph Burger

      Antworten
  • Hallo Herr Burger,
    Interessante Erfahrungen. Ich kann sie zum Teil bestätigen: Viele sogenannte Social Media Berater sind selbst leidlich in Social Networks unterwegs. Da sind wir beide sicher besser aufgestellt und könnten solche Berater beraten.

    Ein paar Gedanken zum “Finde-Prozess”:
    1. Social Media Berater brauchen nicht zwingend eine Social Media Ausbildung, sondern eine gute Grundlage wie Marketing-Erfahrung, PR-Erfahrung o.ä., je nach Zweck Ihrer Absichten.
    2. Wenn schon eine Social Media Ausbildung, dann sollte man genau schauen, was man kauft: Es gibt in der Tat Weiterbildungen, bei denen lernt man einen Twitter-Account anzulegen, nicht viel mehr. Ergo unbrauchbar. Manche versprechen Social Media Marketing – am besten preiswert und schnell.
    Es gibt mittlerweile diverse Weiterbildungen zum Social Media Manager. Wir bieten den Social Media Manager IHK an http://www.lvq.de/k323.Social-Media-Manager-in-IHK.htm Die Betonung liegt hier auf “Management”. Inhalte sind so z.B. auch die Einbindung von Social Media in die Unternehmensstrategie, Rechtliche Leitplanken, Monitoring. Danach sollte der Absolvent in der Lage sein innerhalb des Unternehmens Social Media verantwortlich zu handeln (eher strategisch).
    Und es ist wie mit allen Kursen: Für Anfänger in diesem Gebiet gibt er strategische Rahmen, für Experten gibt er systematisch vertiefendes Rüstzeug und ein Zertifikat. Nicht mehr – aber auch nicht weniger!
    Social Media Beratung lernt man in einem so überschaubaren Kurs nicht (durchatmen, liebe Social Media Berater!). Nicht bei uns, aber auch nicht anderswo!
    Mein Tipp, wenn Sie einen Social Media Berater suchen: Finden Sie jemanden – ggf. auch durch Empfehlungen – der Referenzen und Projekte vorweisen kann. Besser weiter weg und gut, als nah und simpel.
    Wenn Sie wollen gebe ich Ihnen gerne ein, zwei Beispiele per Mail.

    Liebe Grüße!
    Lars Hahn

    Antworten
  • @ Frau Weigl,
    danke nochmals. Viel Spaß bei der Ausbildung – die Vorfreude darauf ist schön zu lesen 🙂
    @Lars Hahn,
    danke für den kenntnisreichen Kommentar 🙂
    Die Berater (selbst) beraten, das wollte ich eigentlich nicht 😉

    Antworten

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