Bei BMW im Hinterhof

Gestern lobte ich hier die Personalpolitik von BMW. Zeitgleich begann vor dem Arbeitsgericht Leipzig eine Verhandlung über die Leiharbeit im Leipziger BMW-Werk. Wie passt das zusammen?

5000 neue Arbeitsplätze?

Bei der Leipziger Werkseröffnung hatte BMW angekündigt, 5000 neue Arbeitsplätze zu schaffen. Betriebsratsvorsitzender Jens Köhler zufolge sehen die aktuellen Zahlen so aus: 2700 Stammbeschäftigte, 1100 Leiharbeiter und rund 2000 Beschäftigte von 26 Zuliefer- oder Logistikfirmen auf Werkvertragsbasis (Quelle: taz vom 15.02.2012).

Keine Frage also: Das Versprechen von BMW wurde eingelöst. Vielleicht nicht so, wie manche es sich – mittlerweile muss man fast sagen naiv – vorgestellt hatten. Denn alle Formen von Arbeitsplatz hängen am BMW-Werk.

Fairer Lohn bei fortbestehender Ungleichheit

Zudem kommt hier dazu: Genauso wie im Ländle bei vielen Daimler-Arbeitsplätzen wird bei BMW auf den Zeitarbeitslohn aufgezahlt. Damit ist Leiharbeit hier fair entlohnt. Ein Rest von Ungleichheit bleibt dennoch, denn es gibt Unterschiede bei Zuzahlungen und Prämien. In Euro umgerechnet mag das keinen großen Geldbetrag ausmachen – von der Anerkennung der Leistung her betrachtet bleibt ein bedenklicher Unterschied.

Solange die Zeitarbeit auf wenige Monate befristet ist: Kein Problem. Im o.g. taz-Artikel wird indessen eine Umfrage zitiert, nach der 55 Prozent der Zeitarbeiter länger als zwölf Monate auf ein und derselben Stelle arbeiten. Das wird im Falle von BMW nun vor Gericht verhandelt.

Was sagt uns das über die gestern noch gelobte vorbildliche Personalpolitik von BMW? Was die Führungskräfte angeht, die umworbenen High Potentials, ist und bleibt alles bestens. Und im Hinterhof muss BMW mal aufräumen – je nach Perspektive, die man darauf hat, mehr oder weniger dringend.

Das größere Problem kommt erst

Verhandelt wird vor Gericht letztlich ein Problem, das von den Gewerkschaften und Betriebsräten völlig berechtigt bekämpft wird: Leiharbeit ersetzt normale Arbeit und gebiert einen Niedriglohnsektor. Hoffentlich schaffen die Beteiligten dieses Ärgernis bald aus der Welt. Völlig zu Recht macht der Arbeitsforscher Prof. Stefan Sell allerdings hier darauf aufmerksam, dass das noch größere Thema schon heranwächst: Das Ersetzen von normaler Arbeit durch Werkvertrags-Verhältnisse. Sein Kommentar dazu ist hörenswert!

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