Karriere in Zeiten des Fachkräftemangels

Seit Monaten wird intensiv über den Fachkräftemangel diskutiert. Es gibt Studien und Berichte: Gibt es ihn? Ab wann? Wo? Hier schildere ich konkrete Beobachtungen – und wie Sie auf dem aktuellen und künftigen Arbeitsmarkt Karriere machen können.

Architekten (dringend) gesucht

In den letzten Wochen hörte ich einiges. So war aus der Stadtverwaltung Tübingen zu erfahren, dass dort händeringend nach Architekten gesucht wird.  Natürlich gibt es Absolventen. Aber Zweifel an ihrer Tauglichkeit sind geboten. Sie müssten sich nämlich mit Intensität baurechtlichen Fragen widmen. Eine Anstrengung, die von der Generation Y eher gemieden wird. Sucht ein tübinger Büro Architekten mit handfester Erfahrung in der Bauleitung, sieht es ebenso düster aus, so war zu hören.

Drei Tage später frage ich bei einem Architekten in Karlsruhe nach der Lage dort. Das dortige Büro mittlerer Größe sucht einen neuen Mitarbeiter. Mit Erfolg? Durchaus. Es gebe genug geeignete Kandidaten. Die Zahl offerierter Architekten-Stellen sei auch in Karlsruhe gestiegen, aber noch gebe es ausreichend Bewerber.

Was ist der Grund für die unterschiedliche Situation? Sind es die hundert Straßenkilometer, die die beiden Städte trennen? Wahrscheinlicher liegt es daran, dass in Karlsruhe Architektur studiert werden kann, in Tübingen dagegen nicht. Am liebsten bleiben die Leute halt dort wohnen, wo sie gerade sind. Fakt ist jedenfalls: Beide Städte liegen unweit voneinander entfernt. In der einen gibt es einen ausgewachsenen Fachkräftemangel bei der Berufsgruppe der Architekten, in der anderen kann man (noch) nicht davon sprechen.

Fachkräftemangel allgemein

Architekten gab es lange im Überfluss. Ich erinnere mich noch an einen früheren Kollegen. Der selbständige Archtitekt versuchte sich damals als Bewerbungstrainer, weil es an Aufträgen mangelte. Bis vor wenigen Jahren darbte die ganze Branche.

Doch dann wendete sich das Blatt. Die Baubranche erholte sich und der Arbeitsmarkt drehte sich. Hinzu kamen allgemeine Effekte. Die gute Wirtschaftslage innerhalb der BRD infolge der hierzulande von Politik und Wirtschaft sehr speziell gestellten Weichen und der demografische Wandel.

So können wir feststellen: Allgemein fehlt es an guten Leuten. An soliden Kenntnissen in Mathematik und Rechtschreibung. An Benimm und sicherem Auftreten. An Engagement und vielem mehr. Es gibt zwar gute Leute, aber zu wenige. Genauer: Vor allem im Westen und im Süden gibt es zu wenige. Doch die konkreten Eindrücke aus Tübingen und Karlsruhe zeigen, dass wir die Sache noch genauer betrachten müssen.

Fachkräftemangel konkret

Der Fachkräftemangel zeigt sich in sehr vielen spezifischen Facetten. Die Rede vom Mangel an sich ist zu allgemein. Der Fachkräftemanel tritt in einer bestimmten Gegend, zu einer bestimmten Zeit und in einem besonderen Qualifikationsprofil auf.

2009 hatte ich beispielsweise einige Ingenieure im Outplacement, die eine Anstellung suchten. Mitte des Jahres 2010 waren alle in Arbeit. Im Herbst desselben Jahres hätte ich mühelos einige Dutzend auf die nachfragenden Unternehmen verteilen können.

Seit Monaten höre ich die Unternehmen über die Anzahl und Qualität von Bewerbern klagen. Seit Jahren will kaum mehr einer Bäcker oder Metzger werden. Das ist bekannt.

Die Schilderungen aus Tübingen erschreckten jedoch  selbst mich. Neben Architekten betreffen sie Verwaltungsangestellte und Büromitarbeiter. Es geht um die Qualifikation laut Papier – also den Berufsabschluss. Es führt jedoch weiter über die Einsatzbereitschaft (Stichwort Baurecht) und die modernen Kulturtechniken (Stichwort Rechtschreibung im Büro). Wenn das so weiter geht, stellt sich schon die Frage: Wer will und kann hier überhaupt noch? Dennoch sieht es in ländlichen Regionen Ostdeutschlands schon wieder ganz anders aus.

Das Arbeitskräfteangebot gleicht einem Teppich

Wir sollten den Fachkräftemangel bildlich begreifen. Abstrakte Zahlen und polemische Redeschlachten führen nicht weiter, wenn wir uns das Schlagwort vor Augen führen wollen. Und es ist wichtig, dass wir eine konkrete Vorstellung davon gewinnen, denn der reale Arbeitskräftemangel wird unsere Zukunft in vielfacher Weise bestimmen.

Stellen Sie sich das Arbeitskräfteangebot wie einen Teppich vor. Er wird immer dünner. Allmählich entstehen Löcher. Dieser Prozess aber ist keiner gleichmäßigen Abnutzung geschuldet. Der Teppich wird an verschiedenen Stellen unterschiedlich beansprucht. Im Extremfall können neben hauchdünnen bis löchrigen Partien Stellen von starker Robustheit auftreten.

Ihre Karriere: Planen Sie flexibel

Was bedeutet das für Ihre Karriereplanung? Flexibilität bringt sie entscheidend nach vorn! Gestalten Sie Ihre Qualifikation so, dass sie anpassungsfähig bleiben. Achten Sie neben dem Erwerb von Expertise in speziellen Fragen auf die Qualifikation in der Breite. So können Sie bei Bedarf schnell umschwenken und die Nachfrage der Arbeitgeber nutzen. Ihr Vorteil: Wo Sie Löcher stopfen können, steigt Ihr Marktwert. Falls die Karriere an einem Ort stockt, schauen Sie nach rechts und links. Möglicherweise findet sich schon zwei Städte entfernt die passende Stelle.

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